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Dokumentation und Innovation bei der Erfassung von Kulturgütern II
Das klassische Berufsbild des Kulturwissenschaftlers als Angestellter im Kulturbetrieb hat sich seit den 1990er Jahren gründlich gewandelt. Es ist ein neues Berufsbild des freiberuflichen Kulturwissenschaftlers entstanden, der unter anderem vom Outsourcing von Kulturarbeit profitiert, das eine Folge veränderter Strukturen und der Einsparungsmaßnahmen der Kulturinstitutionen ist. Absolventen unterschiedlicher Fachdisziplinen (Historiker, Kunsthistoriker, Volkskundler, Archäologen, Religionswissenschaftler, Geografen etc.) arbeiten seitdem freiberuflich für ein breites Spektrum an Kultureinrichtungen. Die Zunahme der Ansprüche – immer mehr Ausstellungen und Events in immer kürzeren Zeitabständen – führte in den letzten Jahren dazu, dass sich dieser Trend beschleunigte. Dabei setzen die etablierten Kulturträger zunehmend auf hoch qualifizierte freie Mitarbeiter.
Inzwischen kommen neue Aufgaben auf die Kulturinstitutionen zu, insbesondere im primären Bildungssektor (Stichwort Ganztagsschule), aber auch durch veränderte Erwartungen des Publikums an Kultur. Daher wird auch die freiberufliche Tätigkeit im Kultursektor weiter anwachsen. Diese Entwicklung spiegelt sich in den zahlreichen Existenzgründungen im Kulturbereich, die größtenteils öffentliche Förderung erfahren haben. Bemerkbar ist hierbei, dass die Neugründung junger Start-Up-Unternehmen oftmals gefördert wird, ohne die Marktchancen angemessen zu berücksichtigen.
Das Arbeitsfeld der freiberuflichen Kulturwissenschaftler ist breit gefächert. Sie bringen ein hohes Maß an Leistungsbereitschaft, Fachkompetenz, Kreativität, Flexibilität und Organisationsfähigkeit mit. Für freiberufliche Kulturwissenschaftler ist es selbstverständlich, sich immer wieder auf neue Situationen, Partner, Institutionen und Teams einzustellen und sich stets in neue Themen und Zusammenhänge einzuarbeiten. Eigenverantwortliches Arbeiten und ein hohes Maß an Entscheidungsbereitschaft und -fähigkeit gehören ebenso zu ihren Qualifikationen wie die Fähigkeit, sich in Netzwerken zu bewegen und je nach Aufgabe geeignete Partner und Mitarbeiter einzubinden.
Diese Qualifikationen verbunden mit dem breiten Angebot an kulturellen Dienstleistungen und wissenschaftlicher Arbeit haben dazu geführt, dass freiberufliche Kulturwissenschaftler erfolgreiche und anerkannte Partner im Kulturbereich sind. Sie stützen, gewährleisten und fördern den immer wieder durch Marginalisierung bedrohten Bereich der Kultur in all seiner Vielfalt. Darüber hinaus tragen sie mit ihrer Arbeit wesentlich zum Kulturbetrieb und zur Kulturwirtschaft in Deutschland bei.
Das Outsourcing von Arbeit im Kulturbereich hat sich für die Auftraggeber bewährt. Dazu tragen auch die finanziellen Vorteile bei: Langfristige Bindungen von finanziellen Ressourcen entfallen, die Kosten der freiberuflich Kulturschaffenden sind projektbezogen, transparent und kalkulierbar. Es ist zu vermuten, dass auch bei veränderter Haushalts- und Konjunkturlage die einmal geschaffenen neuen und flexiblen Strukturen fortbestehen. Die gesamtgesellschaftliche Tendenz hin zur Selbständigkeit wirkt sich aus. Dies bedeutet jedoch auch, dass gerade im Kultursektor freiberuflich Arbeitende nicht nur unternehmerische Verantwortung übernehmen, sondern sich ihrer Verantwortlichkeit als Teil des kulturellen Systems in der Gesellschaft bewusst sein müssen.
Dieser wachsenden Bedeutung freiberuflicher kulturwissenschaftlicher Arbeit stehen zahlreiche ungeklärte Fragen gegenüber, die sich auf die soziale Situation und die Existenzbedingungen der Freiberufler auswirken. Aus Befragungen unter Mitgliedern des Bundesverbands freiberuflicher Kulturwissenschaftler (BfK) und von weiteren, nicht organisierten, Kulturwissenschaftlern geht hervor, dass ihre Einkommen im Durchschnitt erheblich unter dem Einkommen angestellter Kulturwissenschaftler liegen. Insbesondere gegenüber öffentlichen Auftraggebern können sie zum Teil nur Honorare durchsetzen, die eine dauerhafte freiberufliche Existenz gefährden. Zudem sind sie von kurzfristigen Etatkürzungen und Haushaltssperren besonders betroffen. Damit wird nicht nur ein Segment des Arbeitsmarkts Kulturwirtschaft bedroht. Es besteht besonders die Gefahr, dass ein stabiles qualitätsvolles Angebot kulturwissenschaftlicher Leistungen, von dem besonders die öffentlichen Kulturinstitutionen profitieren, nicht auf Dauer erhalten werden kann.
Es ist daher von öffentlichem Interesse, zur Stabilisierung der wirtschaftlichen und sozialen Situation freiberuflicher Kulturwissenschaftler beizutragen. Aus Sicht des Bundesverbands freiberuflicher Kulturwissenschaftler e.V. besteht insbesondere in folgenden Bereichen Handlungsbedarf:
[ Leichterer Zugang für freiberufliche Kulturwissenschaftler in die Künstlersozialkasse (KSK) ]
[ Aufnahme der Kulturwissenschaftler in die "Freien Berufe" ]
[ "Ein-Euro-Jobs" drohen den Markt freiberuflicher Kulturwissenschaftler zu zerstören ]